Noch wenige Tage bis zum nächsten Energiegipfel, bei dem es um die sogenannte Strompreisbremse gehen soll. Ein guter Zeitpunkt, um mal wieder zu beobachten wie Lobbying funktioniert und wie willig viele Medien da mitspielen.
Ein schönes Beispiel lieferte da gerade die Frankfurter Rundschau. Diese verbreitete dankbar die These, dass Bahntickets teurer werden würden. Auf den ersten Blick eine These, die man auch durchaus glauben könnte. Jeder weiß, dass wir jedes Jahr viel Geld für erneuerbare Energien ausgeben.
Nur werden Journalisten nicht dafür bezahlt, Pressemeldungen von Unternehmen ungeprüft weiter zu verbreiten. Vor allem dann, wenn diese so durchschaubar sind. Eine einfache Google Suche hätte der Kollegin von der Rundschau gezeigt, dass die Bahn nur wenige Tage zuvor ein Rekordergebnis verkündet hatte. Das Jahr 2012 war so profitabel wie nie zuvor, die Bahn machte 400 Millionen Euro mehr Gewinn, als noch ein Jahr zuvor. Veröffentlicht war das sogar auf der eigenen Webseite der Rundschau. Selbst wenn die Bahn besagt 137 Millionen Euro Mehrausgaben für ihren Strom gehabt hätte, wäre ihr Betriebsergebnis im Jahr 2012 immer noch ein Rekord gewesen.
Das hätte den Redakteuren der von fr-online nicht nur auffallen können, es hätte auffallen müssen. Wem eine 5-Minuten Google-Recherche zu viel ist, der ist eindeutig im falschen Job.
Unabhängig von der schlechten Leistung der Frankfurter Kollegen, will ich der Bahn nicht verbieten Geld zu verdienen. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, wie viel Geld ist genug? Bei der Bahn handelt es sich, wie bei der Telekommunikation oder dem Strom, eben nicht umein normales Unternehmen. Hier geht es um Infrastruktur und bezahlbare Mobilität. Die Bahn trägt eine besondere gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Lässt man einmal das S21-Desaster außen vor, wäre es ein guter Zeitpunkt die Preise zu senken, um noch mehr Menschen vom Auto zum Zugverkehr zu bringen.