Nachhaltiger Dünger: Vorbild für die gesamte Wirtschaft

Bei Rohstoffknappheit denken die meisten an Öl und andere fossile Energieträger. Einigen fällt vielleicht auch noch ein, dass es die Seltenerdmetalle gibt, die wahren ja zuletzt häufig in den Medien. Auch wenn kaum einer wirklich weiß, was das ist.

Rohstoffknappheit gibt es aber inzwischen in vielen wichtigen Bereichen ohne das wir es mitbekommen. Ein interessantes Beispiel, das mir kürzlich untergekommen ist, ist Phosphat. Das ist ein wichtiger Pflanzendünger, zum Beispiel für die Landwirtschaft. Hier gibt es zwei Quellen: Mineralische und Biologische.

Phosphatdünger aus Klärschlamm

Letztere kennen wir alle, Gülle, Klärschlamm und Ähnliches. Das Problem an Letzteren ist, dass sowohl Gülle als auch Klärschlamm andere Stoffe enthalten, die man nicht im Boden haben will. Richtig bearbeitet kann man aber inzwischen doch den Klärschlamm als Phosphatdünger-Quelle nutzen. Ein schönes Beispiel ist ein nachhaltiges Verfahren der Berliner Wasserbetriebe.

Das Spannende daran ist, dass der Berliner Pflanze genannte Dünger, der dabei herauskommt, wie mineralischer Phosphatdünger eingesetzt werden kann. In solcher Form kann ihn der Landwirt oder auch die Hobbygärtner unter euch, gezielter und ohne störende andere Inhaltsstoffe auf den Acker bzw. in den Garten bringen.

Natürlich kann man auch weiter den „normalen“ mineralische Phosphatdünger benutzen. Das Problem daran, dessen Quellen sind endlich. Genauso wie wir es von Öl, Gas & Kohle oder den Seltenerdmetalle kennen. Es gibt Experten, die glauben mineralische Phosphatquellen werden schneller ausgehen als Öl. Auch das liegt zwar noch das eine oder andere Jahrzehnt in der Zukunft, die Aussicht ist aber trotzdem nicht schön. Von teureren Düngemittelpreisen bis hin zu schlechten Ernten wäre da viel Schlimmes zu befürchten.

Der Berliner als Düngerquelle

Das schöne am Klärschlamm ist, er ist garantiert immer voll von Phosphat. Denn wir Menschen scheiden täglich welchen aus und spülen ihn sprichwörtlich das Klo runter. Kläranlagen, nicht nur die in Berlin, filtern diesen aber wieder aus dem Abwasser aus. Den genauso, wie Phosphat auf dem Acker als Dünger wirkt, tut es das auch im Gewässer. Da sorgt es in zu hohen Dosen für Algenblüten und lässt Gewässer schlimmstenfalls umkippen. Es drängt sich also förmlich auf, den Rohstoff, den man eh herausfiltern will, dort wiederzuverwerten, wo man ihn braucht.

Berliner Blume

Herstellung der Berliner Blume

Die Berliner Wasserbetriebe haben aber eben ein Verfahren entwickelt, das Phosphat nicht nur aus dem Wasser, sondern eben auch gezielt aus dem Klärschlamm zu holen. Sie kristallisieren es durch Zugabe von Magnesiumchlorid und Luft aus dem Schlamm. Dabei entsteht dann der mineralischer Dünger Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP), der dann als Berliner Blume in den Handel kommt. Er enthält sogar weniger Quecksilber und Kadmium, als der aus Bergwerken. Nebenbei verstopfen auch die Rohre im Klärwerk weniger. Das sorgt am Ende sogar dafür, dass die Klärwerke weniger Kohlendioxid verbrauchen.

Im Gegensatz zur Energiewirtschaft gab es hier nämlich keine Lobby, die die Entwicklung der nachhaltigen Technik behindert hat. Den Parallelen zur Berliner Pflanze gibt es in vielen Wirtschaftszweigen.

Danke auch, für die freundliche Unterstützung der Berliner Wasserbetriebe.

 

Und wer nach dem langen Text noch nicht genug hat, bei arte lief vor einiger Zeit auch eine tolle Dokumentation zum Thema Phosphat-Knappheit: