Was hat die NSA-Affäre mit Journalisten zu tun, die nicht über Geheimdienste schreiben, sondern über die Energiewende? Nichts mag man denken. Wie ich finde aber eine ganze Menge. Vor wenigen Tagen regte sich nämlich bei der Zeit Widerstand gegen den Journalisten Glen Greenwald, der sich mit Aktivsten gemeinmachte, die sich gegen die Totalüberwachung engagieren.
Dabei ist das Engagement von Journalisten für eine (gute) Sache nichts Neues. Prominentes Beispiel ist zum Beispiel Franz Alt, der ehemalige Monitorredakteur der schon durchs Land tingelte und medienwirksam für die Energiewende trommelte, als die meisten Deutschen noch nicht mal wussten was die NSA überhaupt ist.
Ähnlich handeln viele, wenn auch oft wenig beachtet. So Demonstrierten zum Beispiel Mitglieder meiner Redaktion auch schon mal in Berlin gegen überzogene Kürzungen bei der Solarstromförderung – auch schon vor dem NSA-Skandal. Sind sie deswegen schlechte Journalisten? Nein, den sie hatten recht. Die vielen Firmenpleiten der letzten Jahre haben Deutschland seiner Vorreitrolle bei einer der großen Zukunftstechnologien beraubt.
Üblicherweise heißt es, wir Journalisten dürfen zwar eine Meinung haben, aber wir sollen nur beobachten und einordnen. Einmischen, das geht angeblich gar nicht. Zurück geht dies vor allem auf den altehrwürdigen Hajo Friedrichs, dessen Status dazu beigetragen hat, diese Sichtweise nicht zu hinterfragen. Aber warum eigentlich?
Ist nicht derjenige, der sich hinter der Neutralität versteckt (die es eh nicht gib) in Wirklichkeit feige? Position beziehen erfordert eben Mut. Viel schlimmer macht sich nicht derjenige sogar mit der schlechten Sache gemein, der der Neutralität wegen offensichtlichen Unfug Raum gibt? Nehmen wir statt der NSA Affäre doch mal das Feld, in dem ich mich auskenne:Energiepolitik.
Natürlich kann ich brav auch immer die Argumente der Kohle- und Atomkonzerne wiederholen und als legitime Meinung akzeptieren. Aber warum eigentlich? Ich glaube nicht nur, dass es den Klimawandel gibt, ich weiß es. Da gibt es nichts zu diskutieren. Wenn ich nun der Kohlelobby nicht entschieden entgegen treten würde, würde ich damit nicht sogar den Klimawandel verstärken?
Berufsethos hin oder her, mein Gewissen sagt mir, das ich mich nicht mit den Verursachern von immer mehr Gletscherschmelzen, Dürren und Wirbelstürmen gemeinmachen kann. Deshalb muss ich auch Aktivist sein.