Industriepolitik statt Förderstopp

Philip Rösler macht mich wahrscheinlich arbeitslos. Warum er das tut, kann ich nicht verstehen. Was er stattdessen tun sollte, kann ich dagegen sehr gut beurteilen.

Es stimmt zwar, das der Ausbau der Photovoltaik im letzten Jahr sehr groß war, aber das ist eben nur die halbe Wahrheit. Die Kürzungen der Solarstromvergütung waren schon 2011 so hoch, dass die Hersteller nahezu unisono Verluste, teilweise im dreistelligen Millionenbereich, eingefahren haben. Wie kam es dazu? Damit Solarstrom billiger wird, gibt es zwei wesentliche Faktoren: Forschung und Massenproduktion. Vor allem der zweite Punkt verspricht großes Potenzial die Kosten zu senken. Das ist aber auch das Problem der derzeitigen Situation. Um billiger zu werden, muss ich immer größere Fabriken mit modernen Maschinen bauen und diese am besten 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche auslasten.

Tue ich das nicht, wird jedes Solarmodul teurer und teurer. Genau das haben die Unternehmen letztes Jahr getan. Soweit so gut sollte man meinen. Nun sank die Förderung von Solarstrom im letzten Jahr schon so stark, das die Unternehmen Probleme hatten die Kosten schnell genug zu senken. Die Produktion stoppen um Kosten zu sparen konnte sie aber auch nicht, das hätte die Situation sogar noch verschlimmert.
Also wurde weiter produziert und Solarmodule unter Wert verkauft. Denn einfach die Lager volllaufen lassen, kann sich natürlich auch niemand leisten. Dasselbe Problem haben übrigens auch die berüchtigten Hersteller aus China. Auch sie können eigentlich nicht, besser gesagt noch nicht, zu den derzeitigen Preisen produzieren. Sie haben aber einen Vorteil: China betreibt Industriepolitik. China schützt seine Firmen vor dem Bankrott.

China hat die Industriepolitik nicht erfunden, ist aber bisher das einzige Land, das im Bereich der erneuerbaren Energien betreibt. Wer kennt sie nicht, die Meldungen über mehr oder weniger erlaubte Subventionen von Boing und Airbus die immer wieder für Streit zwischen Europa und den USA sorgen? Im Bereich Solarenergie ist es aber so, dass es derzeit außer China kein Land gibt, das wirklich Politik für die Industrie betreibt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz und seine internationalen Ableger zielen darauf ab, dass Solaranlagen installiert werden, woher sie kommen ist dabei egal.

Nach derzeitigem Stand wird es daher wohl in wenigen Jahren keine Solarenergie „made in Germany“ mehr geben. Und wenn sie keine Konkurrenz aus dem Westen mehr haben, müssen die Chinesen ihre Produkte auch nicht mehr künstlich billig halten.

Ein Gedanke zu „Industriepolitik statt Förderstopp

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